Vernissage am Samstag, 16. September 2023 um 15:00 Uhr
16. September – 21. Oktober 2023
samstags 10 – 17 Uhr
in der Galerie des WKB Wittener Künstlerbundes e.V.
KUMMER & HARM
Resonanzphänomene zwischen Tedi und Saturn
Objekte • Fotografien • Filme • Zeichnungen • Sounds • Performances
Peter Hoffmann & Gerd Schmedes
Geöffnet immer Samstags von 10 – 17 Uhr
im Untergeschoß der Stadtgalerie Witten (Innenstadt)
Hammerstraße 9-1, 58452 Witten
Wir leben in einer bunten Welt, die reich an unterschiedlichen Dingen ist, das heißt Dingen, die unterschiedlich sind und sich unterschiedlich verhalten. Die Gesetze, welche diese Welt beschreiben, sind ein Flickenteppich, keine Pyramiden. Sie halten sich nicht an den einfachen, eleganten und abstrakten Aufbau eines Systems von Axiomen und Theoremen.
Prof. Dr. Nancy Cartwright (Nicht die Stimme von Bart Simpson gleichen namens!)
Spiegelneuronen sind ein Resonanzsystem im Gehirn, das Gefühle und Stimmungen anderer Menschen beim Empfänger zum Erklingen bringt. Das Einmalige an den Nervenzellen ist, dass sie bereits Signale aussenden, wenn jemand eine Handlung nur beobachtet. Die Nervenzellen reagieren genauso, als ob man das Gesehene selbst ausgeführt hätte. Am besten ist ein Vergleich aus der Musik: Wenn wir eine Gitarrensaite zupfen, bringen wir die anderen Saiten des Instruments auch zum Schwingen, wir erzeugen eine Resonanz. Mitgefühl, Freude, aber auch Schmerzen zu empfinden, ist auf diese Weise erst möglich.
Peter Hoffmann und Gerd Schmedes beobachten und erzeugen in unterschiedlicher Art und Weise jene Schwingungen, die Situationen, Bilder und Töne im Gefühl und Stimmung anderer Menschen zum Erklingen bringen.
Die oft belanglos wirkenden Orte und Gegenstände der Arbeiten tragen oftmals Bedeutungen in sich, die erst in der Resonanz mit den eigenen Erfahrungen ein Gesamtbild ergeben. Der Ort selbst, an dem die Arbeiten präsentiert kompletiert die Wahrnehmung. Erleben sie ein „Let´s Play” aus Alltag, Konsum, unhörbarer Musik und Künstlicher Intelligenz.
Kummer & Harm (Einladungskarte zum Download!)
Im folgenden Link kommt man zu meinen Abbildungen in der Ausstellung.
Mehr zum Projekt und zu meinen Arbeiten:
Als mich Peter Hoffman zu einer gemeinsamen Ausstellung eingeladen hat, war die erste Frage: Wo ist das?
Seit meiner Mitgliedschaft im Künstlerhaus interessieren mich ortsspezifische Arbeiten sehr.
Da die Galerie sich im Untergeschoss einer Kleinstadt-Mall befindet war relativ schnell klar, dass dieser Umstand sich in der Arbeit wiederfinden sollte. Unsere temporären Nachbarn würden vor allem Tedi und Saturn sein! Die erste (verworfene) Idee war, eine Art von Unternehmen zu fingieren, dass den Namen Satyrn tragen sollte. Saturn | Satyrn … da tut sich schon ein ganzer Kosmos auf, der den Google-Finger nicht ruhen ließ. Hängen geblieben bin ich dann bei dem Begriff Resonanzphänomen: Körper die sich in engster Nachbarschaft befinden übertragen ihre Schwingungen aufeinander und beeinflussen so ihre Umlaufbahnen oder ihre Wirkung auf den jeweils anderen Körper. Das kann physisch – aber auch psychisch sein. Wenn also auch Gegenstände Auswirkungen auf die Körper und auch Psychen der Menschen haben und sich gegenseitig beeinflussen und in Schwingung versetzen!? … So weit – so gut!
Ein weiteres meiner Interessensgebiete sind Dinge und Menschen, die oft als nutzlos bezeichnet werden – ihre Schuldigkeit getan haben. Obwohl Menschen natürlich keine Dinge sind, werden sie oft unachtsam aus dem Sichtfeld verbannt wie ein kaputter Waschlappen oder ein Fahrradschlauch, der die Luft nicht mehr halten kann – so was will man einfach nicht mehr vor den Augen haben! Als visuell denkender und fühlender Mensch interessiere ich mich für alle Zustände, Formen und Farben so wie sie gewachsen oder auch wie sie im Laufe ihres Lebens deformiert haben oder deformiert worden sind. Das ist die Geschichte der Dinge & Menschen. Was das mit Kunst zu tun hat – damit können sich gern die KunsthistorikerInnen beschäftigen – schließlich werden sie dafür bezahlt!
Ich wollte also solche Dinge und Situationen in Witten sammeln und dokumentieren.
Doch dann kam alles anders:
Mein ältester (Grundschul-)Freund Werner bat mich darum ihm beim Transport eines alten Kühlschranks behilflich zu sein. Dieser stand im Keller der Hauses seines – vor nicht allzu langer Zeit – verstorbenen Vaters. Wir haben das Haus, dass sich noch in seinem ursprünglich Zustand befand, aufgesucht und ich war in jeglicher Hinsicht sehr beeindruckt. Zum einen aufgrund der klaustrophobischen Enge zum anderen aufgrund der abertausenden Dinge, die alle ihre eigene Geschichte haben – auf der anderen Seite die neuen Besitzerinnen in ihrer jetzigen Nutzlosigkeit vor die Frage stellen: wo soll das hin? Ist das noch nutzbar? Mit welchen persönliche Erinnerungen – positiver – wie auch negativer – sind diese Gegenstände und der Raum aufgeladen. Eine besondere Bedeutung bekamen diese Besuche natürlich auch dadurch, dass ich den Vater persönlich kannte – mir aber eine lange Zeitspanne in seinem Leben fehlte. Für mich als Kind war es immer ein „staatlicher Kerl” – so eine Art Mustervater – sportlich – stark – ein bisschen so, wie ich mir immer einen Vater gewünscht hätte! Aber oft gehen diese kindlichen Vorstellungen und die Realität verschiedene Wege. Doch das wäre dann noch eine ganz andere „Baustelle”.
So differenzierten sich die Eindrücke zum einen auf die Familienfotografien, Kleidungsstücke sonstigen persönlichen Dinge – zum anderen auf die Arrangements von Gegenständen oder Orten die sich aus ihrer zweckmässigen Nutzung heraus „wie von selbst” ergeben hatten. All das habe ich fotografiert, so dass sich die Bilder im Kopf ihrer Betrachterinnen zusammen mit den eigenen Erfahrungen aus dem häuslichen Umfeld das eigentliche Bild entstehen lassen können.
Und warum dieser Krach?
Peter und ich arbeiten schon lange als Grafiker im gleichen gemeinsamen Büro und machen schon seit langer Zeit für uns allein im stillen Kämmerchen Geräusche und hatten schon immer geplant gemeinsam Geräusche zu machen. In diesem – unserem Wittener „Labor” haben wir nun endlich die Möglichkeiten genutzt und möchten uns dieser Herausforderung stellen und letztendlich auch öffentlich machen. Im Gegensatz zu den bekannten Orten für „experimentelle Klangkontruktionen” werden wir vor Ort in der Stadtgalerie die Töne nicht nur hinter verschlossener Tür, sondern auch im öffentlichen Raum zu Gehör bringen. Also wundern sie sich nicht, wenn plötzlich nach dem Kauf eines neuen Flachbildschirms oder eines Heimdekorartikels der „Klang” hinter ihnen steht oder Sie auf der Rolltreppe in die nächste Etage begleitet!
Was es mit Peter Hoffmann´s Arbeiten zur, mit und gegen die künstlicher Intelligenz (K.I.) auf sich hat erschließt sich natürlich vor allem auch das Betrachten und Hören der Werke als auch die persönliche Beantwortung ihrer Fragen an der Künstler selbst.
Fast vergessen … die Künstler stehen natürlich zu den Öffnungszeiten zum gemeinsamen Portrait mit den Besuchern im Fotoautomaten der Stadtgalerie zur Verfügung! Wir desinfizieren auch gern die Glasfläche des benachbarten öffentlichen Kopiergeräts für die Experimente der Besucher. Das Risiko kostet dort nur 20 Cent!
Auf der anderen Seite des Fotoautomaten befinden sich zwei Massagesessel, die zum Verweilen oder auch bewegtem Lauschen unserer Klänge einladen, sofern wir nicht grade selbst auf den Sesseln „musizieren”.
Bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen/Euch gern jederzeit zur Verfügung!
Gerd Schmedes